11. Mai 2020

BITTE bleiben Sie naiv

  • Einen herzlichen Gruß sende ich heute all meinen lieben Lesern hier, wieder aus der Zone, dem Föderalismus-Weltstadt-Isolationsareal Berlin.
  • Corona hat die Macht auch weiterhin an sich gerissen, findet großen Gefallen daran und möchte gern noch lange bleiben.
  • Ach ja, wird sind natürlich gastfreundlich und gewähren (un)gern unter der erdrückenden Last des bedrückenden Entbehren Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Von Jahr zu Jahr?

Die Lockerungen fühlen sich nicht locker an, sie kneifen im Gesicht, hinter den Ohren, drücken an den Händen, brennen gar durch Desinfektionsmitteldauereinsatz, lasten in den Gedanken, krampfen im Gemüt und sorgen gut für schlaflose Nächte.

Aber:

„Jeder Tag ohne Zettel am Zeh ist ein guter Tag.“

Erst hat man uns im Laufe der letzten Jahre auf High-Speed-Karrieren im Dauermodus gedrillt, dann drückt man spontan den Pauseknopf und lässt das Verwirren passieren.
Zugegeben, damit haben wir nicht gerechnet, der Überraschungseffekt ist vollends gelungen.
Aber womit habt ihr gerechnet? Geht der Plan auf? Oder gibt es die Quittung, eine unerwartet unbequeme Konsequenz? Ups, der menschliche Faktor ist aber auch ein schlimmer Teufel.

Die Mächtigen haben die Macht uns in ein künstliches Koma zu versetzen. In diesem worst case szenario steht man besonders auf Abstand, Hygiene und Isolation. Distanz, vor allem von den Liebsten und der Arbeit mancher Branchen.

„Nutztier Mensch“ ist keine neue Erfindung, man schaue z. B. auf Kinderarbeit und Billiglöhne. Arbeitsmigranten dürfen sogar in der Corona Krise einreisen, der Spargel macht es möglich, folglich hat die Menschheit irgendwie ständig mit der Sklaverei gelebt, je nach Region auf dieser Erde, mal stark betroffen, mal minder betroffen, mal ganz außen vor. Reformieren wir nur die moderne Sklaverei mit der Angst vor einem Virus, oder ist Corona gar nicht der/die/das Feind? Andererseits, schwer nachweißbar wenn man kein Medizinstudium in der Tasche hat und leider kein Pathologe ist.
Mensch Leute, wir sind aber auch dumm, doof, rettungslos!

In einer Gesellschaft, die von Anbeginn u. a. Menschen zum Vorteil von Menschen nutzt, denn „Ein Brot wird nicht gebacken, weil es Hunger gibt, sondern um es zu verkaufen“, dass weiß inzwischen jeder und die meisten Menschen spüren diese Tatsache in ihrer Arbeitswelt alltäglich am eigenen Leib.
In einem Jahrhundert welches in unserer Gesellschaft Burnout, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Adipostas usw. als alltägliche Krankheitsbilder verzeichnet und dies als Normalität hinnimmt.
COVID-19 kommt, auf einmal heißt es, welche Verblüffung: „Bitte bleiben sie gesund.“ Wie bitte? Na Hilfe, da verhungern doch die Pharma Giganten, das größte Wirtschaftsmagnat global. Und was ist mit all den anderen Krankheiten, sind die nicht mehr lukrativ genug und langweilen langsam die Titanen?

Wie öde, die Menschen werden immer älter, mutieren mit den Jahren zu sabbernden unappetitlich riechenden Kreaturen und vermehren sich zudem wie die Karnickel, diese Überpopulation kann aber auch nerven.
„Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“ Nein!

  • Weiß jemand da draußen, also außerhalb vom Zuhause bleiben, ob in Auschwitz, Birkenau und Buchenwald schon wieder die Schornsteine rauchen? Es liegt ein so merkwürdiger Geruch in der Luft. SORRY, Sarkasmus!
  • „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“ Nein! Johann Wolfgang von, nein, und nochmals erwähnt, dann gibt es gleich die „Faust“.
  • Erschreckend wie effektiv Angst zu einer wirksamen Waffe werden kann. Den Virus sehen wir nicht, die Folgen des Virus kenne ich selbst nur aus Medienberichterstattungen, aber die Reaktionen der Menschen auf das Infektionsschutzgesetz sind heftig und von Tag zu Tag schwerer in der Umsetzung zu verteidigen.
  • Es ist durch das Dauermundschutzmasketragen tatsächlich schwerer einzuschätzen, wie heftig die Gesichter dahinter bereits zur Faust geballt werden.

Wie viele Grundrechte, Persönlichkeitsrechte, Freiheitsrechte können wir noch gegen Kontaktbeschränkungen eintauschen?
Ist das noch Vernunft oder der schlimmste Fehler, den wir derzeit aus dem Herdentrieb heraus machen können? Sind wir gleichgültig, fügen wir uns schon ohne zu denken, und ohne uns selbst zu reflektieren, ganz gleich was passiert? Es mag richtig sein, fühlt sich aber über die Dauer falsch an.

Applaus für die Mitläufer, täglich ab 21:00 Uhr, standing ovation plus Hochachtung, dass ist systemrelevant und das hat man gern. Individualisten zahlen dagegen empfindlichen Geldstrafen, aber: „Bitte bleiben sie gesund.“ Gilt das auch für die psychische Gesundheit, oder nur für das Zusammenwirken von chemischen und biologischen Vorgängen im Körper, ohne das Gehirn und das Gemüt inbegriffen?
Massen lassen sich schwer kontrollieren, der Einzelne schon besser, denn er ist allein. Verstörend diese Lebensphase die immer mehr zur Lebenskrise heranwächst!
Man stielt Zeit um Zeit zu schinden. Wofür gleich noch mal? Ach ja, weil: „Bitte bleiben sie gesund, halten sie Abstand und bla bla bla“. Langsam machen mir diese Parolen Kopfschmerzen.

  • Welche Menge unnatürlich erzwungener Distanzierung verkraftet ein Mensch, eine Familie, eine Gesellschaft, ein Kontinent, die Menschheit, oder sind wir in der Masse betrachtet vom Leben schon so erschöpft, dass wir es einfach hinnehmen und mit uns machen lassen? Ist doch sowieso egal, es passiert, was passieren muss.

Sind wir noch gesund, sind wir noch wir selbst? Schwer zu sagen, wenn man die Verwandtschaft nicht sehen darf und sich kein reales Bild vom sonst so vertrauten persönlichen Umfeld machen kann, da das Recht darauf ausgesetzt ist. Und wenn gegenwärtig die nahbaren Liebsten erkranken, gar sterben sind nur noch wir selbst Schuld, wir haben einfach nicht genug Abstand gehalten, wir haben infiziert. Dann müssen wir es wohl auch so gewollt haben und sind in der Eigenverantwortung verpflichtet.
„Umgang formt den Menschen.“ Was modelliert Distanz gepaart mit Furcht?

Wir müssen wohl dieser Tage nur ganz genau abwägen, wie wir unsere Zukunft und das Zusammenleben in dieser Gesellschaft gestalten wollen, was wir dauerhaft im Einklang ertragen können. Wir dürfen nicht paranoid werden, wir sollten nicht alles glauben, wir dürfen uns nicht wegsperren, wir müssen lernen Konsum geringer zu dosieren, wie haben eine schlimme Rezession.


Wir wollen doch nur ein Teil des Ganzen sein und eine gute Balance zwischen Job und Privatleben schaffen, entschleunigen aber keinen Stillstand, selbst leben und nicht nur vorgelebt bekommen, die Würde mittels Arbeitsplatz behalten, produktiv sein dürfen, eben mitmachen und sich nicht ausgrenzen lassen, eigens verdientes Geld zum Wirtschaften ausgeben, Träume wahr werden lassen und Zielen verfolgen, neugierig bleiben u.v.m.

  • Tod auf Raten, ja, das nennt man Leben. Jeder gelebte Moment ist auch vom Glück abhängig, der Genetik, dem Lebensstil und tausend feinen Kleinigkeiten, die ein Lebewesen in der Gesamtsumme überleben lassen bis es seinen letzten Atemzug genießt. Dabei ist die Menschheit gleich allem Anderen das kreucht und fleucht und irgendwie von Existenz zeugt.
  • Eine Nachbarin fragte mich neulich, wie ich mit der aktuellen Situation zurecht komme. Ich meinte, dass ich die stetigen Kontakt- und Abstandsbestimmungen langsam als lästig empfinde und das Ausüben meines Jobs total vermisse. Sie entgegnete nur: „Die neuen Regeln sind die alten Regeln“. Geil! Da war ich für einen Moment sprachlos und das hat echten Seltenheitswert. Gut, diese Dame ist Anfang siebzig und in Rente. Ich denke, wir leben eindeutig verschiedene Leben und ich besitze durchaus mehr Empathie, und ich bin so glücklich darüber noch zu fühlen. Hoffe, das bleibt mir lange erhalten.

„Seien Sie solidarisch.“
Ich brauche keine Corona Krise um Solidarität zu lernen, diese Prägung hat meine Familie schon vor Jahrzehnten bei mir geschaffen. Ich brauche nunmehr eine plausible Erklärung dafür, wieso medial ununterbrochen geworben wird, sich gegenseitig zu helfen, gerade in der Nachbarschaft solidarisch aufzutreten, dann aber mittels neu verfasstem dicken Bußgeldkatalog hohen Geldstrafen für die Umsetzung von Solidarität zu erwarten sind. Ehrlich, wenn man sich den Bußgeldkatalog durchliest, dann bleibt kaum ein legaler Rahmen für die Ausübung von Solidarität, die Kontaktbeschränkungen durchkreuzen dies rechtlich. Da haben wir wohl Pech gehabt und lassen das Helfen einfach sein, und wieder ist sich Jeder selbst der Nächste. Da hat man sich nicht mit Ruhm bekleckert.
Menschen benötigen mehr als Lebensmittel und Klopapier um rundum gesund und munter zu bleiben. Menschen sind gesellig und schöpfen Energie aus der Dynamik vieler Menschen unterschiedlicher Generationen, das Leben ist ein andauernder Lernprozess mit ständigen Veränderungen, und der Kunst der Anpassung unterlegen, um die Welt für neue Generationen liebenswerter zu gestalten und in Harmonie zu erhalten. Das hat uns die Evolution geleert.

  • Die alte Dame, welche nebenan auf meiner Etage lebt, sie ist seit 3 Jahren Witwe und meistert ihr Leben tapfer, meist allein, sie schellte an meiner Tür. Es war auch ein Sonntag, ich schlürfte zum Öffnen in den Flur. Sie, absolut aufgelöst: „Frau Bundfuß, meine Waschmaschine ist kaputt, der Strom ist ausgefallen, … .“ Panik pur, am Rande der Verzweiflung, so die Kurzfassung.
  • Ich meinte zu Frau M., sie soll rasch zurück in ihre Wohnung zurück, ich mache schnell den Herd aus, war gerade dabei Hühnerfilet für die Tiger zu kochen, und dann komme ich vorbei um nach dem Rechten zu schauen. Gesagt, getan. Der FI Schalter hatte sich verneigt und ließ sich nicht von Standhaftigkeit überzeugen. Nun ja, nicht alles und jeder kann erigieren, wenn ich auftauchen, verständlich.
  • Ich ließ mir nun die Waschmaschine im Badezimmer zeigen, ein zeitlich gesegnetes Gerät welches schon rund 12 Jahre seine Dienste tut. Wow, dachte ich für mich, man merkt in der Tat, das der Mensch ab einem gewissen Alter schlecht in der Selbstversorgung gestellt ist. Ich fing an die Maschine von außen zu säubern, holte mir dazu Putzmittel und entsprechende Utensilien aus meiner Wohnung, dabei unterhielt ich mich mit Frau M., der es jetzt peinlich war, dass ich zur „Putzfussel“ wurde. Schonend erklärte ich ihr, dass ich kein Problem damit habe, ihr zu helfen, denn ich kann noch auf den Knien und in allen anderen menschenmöglichen Haltungen Arbeit verrichten. Frau M. kann mit Mitte achtzig keine Akrobatik mehr ohne Schmerzen aushalten.
  • Nach den „Schönheitsarbeiten“ am Gehäuse des Topladers beschlossen wir, die Waschladung mit einer geringeren Heizstufe durchlaufen zu lassen und wenn der Toplader dann leer geräumt ist, ich ihn mir nochmals von Innen unter die Lupe nehme. Der FI hielt die Waschleistung mit 40 Grad gut aus, ohne Zwischenfälle.
  • Nach folgenden 80 Minuten schellte es erneut an meiner Tür. Frau M. war bereit für die 2. Mission „Waschmaschine“, ich inzwischen bewaffnet mit Zitronensäure, Soda und Natron, die Geheimwaffen für hygienische Sauberkeit im Haushalt und das Bakterien- und Kalk“gift“ überhaupt. Nun ging es an das Reinigen des Fusselsiebes, Waschlauge wurde abgelassen, die Trommel geschruppt usw., nach gut einer Stunde beendete ich das Procedere mit Erfolg, ich fand sogar 20 Cent im Abflussschlauch, die hatten wohl alle Leitungen durchlebt und kamen endlich zurück ans Tageslicht.
  • Frau M. war begeistert und irgendwie froh über den Fehler im Stromkreislauf, wir hatten echt Spaß beim Plausch und dieser soziale Ausflug in realen Umgang von Mensch zu Mensch tat ihr merklich gut. Am Ende hatte die einzige Steckdose im Badezimmer wohl einen Kurzschluss, mittels Verlängerungskabel, ich bin ja sensationell gut ausgestattet, lies sich auch dieses Problem beheben, der Strom kommt nun aus ihrem Flur und die Waschmaschine wäscht jetzt hygienischer als je zuvor, reinigt zudem Wäsche und Maschine zugleich und entfernt den lästigen Kalk von Waschgang zu Waschgang.
  • Die Welt der Frau M. war wieder im Gleichgewicht, zur Nervenstärkung brachte ich ihr im Anschluss noch ein paar Quarkbällchen vorbei, sie hatte den Zucker echt nötiger als ich.
  • Drei Tage später bekam ich für mein „Mühe“ von ihr einen hübschen Blumenstrauss und einen herzlichen Dank. Ein gutes Gefühl und eine Win-win-Situation.
  • So Freunde der Sonne, diese Anekdote als Reflektion zu den herrschenden Kontaktbeschränkungen. Ein klassisches Beispiel dafür, dass die Theorie und die Praxis zwei ganz verschiedene Paar Schuhe sein können und das Leben aus Komplexibilität besteht.

Ja, es ist in den vergangenen 8 Wochen sehr viel passiert, alles neu und wenig mit Herz und Seele, Frohsinn und von persönlichen Sternstunden geprägt. Heute habe ich den 57. Tag im Berufsverbot gemeistert, geduldig und verständnisvoll habe ich viele Entbehrungen ausgestanden, noch vollends surreal diese historisch einmalige Phase.
Ich fühle mich total bestraft ohne etwas falsch gemacht zu haben. Folglich muss ich etwas falsch machen, damit es sich richtig anfühlt.? Darf ich dieses Zeitgeschehen überhaupt persönlich nehmen, oder ist dies blanker Egoismus?
Dieser Zustand verändert mich, da er mich in unzähligen Punkten persönlich trifft, wer ich am Ende dieser Reise durch die „Coronaische Zeit“ bin, das weiß ich derzeit nicht abzuschätzen.
Ich werde gereift sein, ich werde abgehärtet sein, ich werde eine andere Moral entwickelt haben, ich werde noch lange wütend über die verbotene Lebensqualität sein, ich werde mich weniger entspannen können, ich werde der verlorenen Lebenszeit hinterhertrauern, ich werde vermutlich begreifen, was ich derzeit noch nicht verinnerlichen kann, doch ich werde auf jeden Fall gelebt und im besten Fall überlebt haben.

  • Dieser Blogbeitrag ist ein heißer Beitrag, so politisch wollte ich nie werden, er hat sich über Wochen entwickelt, ist nun geschlüpft und verdammt ehrlich, denn ich bin ein Mensch mit Empfänglichkeit für Eindrücke, die das Gefühl ansprechen, in all seinen Facetten und keine leere Fleischhülle, zumindest noch nicht.

Fazit:
Ich denke, die Regierung hat anfangs einen guten Job in der Gesundheitskrise gemacht. Jetzt brennen wir jedoch für den Ausstieg aus der Gesundheitskrise, um die Wirtschaftskrise abzufedern. Durch die Angst der vergangenen Wochen dürfen wir jetzt nicht den Mut zum Weitermachen verlieren, sonst verlieren wir mehr als wir weiterhin verkraften können. Wir haben immer noch viel zu verlieren, in so vielerlei Hinsicht. Jetzt braucht es Erfolgserlebnisse und bitte, lasst alle Wirtschaftsbereiche wieder am produktiven Schaffen teilnehmen, keine Erbsenzählerei der Branchen mehr, das volle Programm, ganz oder gar nicht, sonst schürt das tiefste Risse in die Gesellschaft.
PS: Man darf ja träumen.

  • So meine lieben Leser, mit diesen Zeilen verabschiede ich mich aus dem Blogbeitrag und wünsche mir für die Zukunft, überwiegend fröhliche und unbeschwerte Beiträge abzuliefern, damit auch Ihr ein Lächeln auf die Lippen bekommt und einen Augenblick der Ablenkung von jeglichen Stress erfahrt.
  • Das Leben ist schön! Ernsthaft gemeint, auch wenn es sich hier teils anders lesen mag.
  • Ich drücke Euch fest mit dickem Schmatzer, obwohl es untersagt ist, Eure Jana B und Fuß and the cats.

 

5 Antworten auf „BITTE bleiben Sie naiv”

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