21. Februar 2020

Schloss Gaußig

  • Hallo meine Lieben, heute sende ich Euch meine herzlichen Grüße vom „Schloss Gaußig“, eine wahrhaft abenteuerlichen Reise.
  • Da man mir bei meiner Buchung für ein Zimmer im Schloss bereits vorab mitteilte, dass an benanntem Anreisetag der jährliche Wintermarkt rund um die Kirche des beschaulichen Örtchens stattfinden wird, fuhr ich sehr zeitig los, um noch mit dem Wagen direkt auf den Schlossparkplatz zu gelangen, bevor alle Schaugeschäfte und Fressbuden den Weg dahin bis in den Abend versperren.
  • Egal wie gut und bedacht man in der Planung ist, es kommt sowieso etwas Unvorhersehbares dazwischen. Nicht wahr!?
  • Ich landete also in einem langen Stau auf der A4 und kam daher leider nicht planmäßig um 13:00 Uhr an das ersehnte Ziel. Etwas Glück im Unglück und dank der in Sachsen sporadisch noch herrschende Nächstenliebe, erlaubte man mir trotz „Durchfahrt verboten Beschilderung“ mein Mini-Mobil durch die schmale Gasse voller Verkaufsstände von links und rechts zu durchqueren.
  • Am Schlosstor angelangt drückte ich brav auf die Klingel und war nun voller Hoffnung bald eine Person über die Sprechanlage erhallen zu hören, ggf. würde sich das Tor auch ohne Vorabgespräch mittels Elektrizität öffnen.
  • Die Spannung war groß und der Anblick des Gebäudes, welches ich über die Mauern ragend schon erblicken konnte, bot reichlich von der Historie, welche ich so total mag.
  • Also standen mein Wagen und ich voller Erwartung und Vorfreude auf das Betreten des Geländes vor dem Tore und warteten geduldig. Wir warteten und warteten, dann schellte ich erneut und das Warten begann von vorn.
  • Nach einer Weile düste ich im Rückwärtsgang zurück an die von Buden gesäumte Gasse und fragte die dort fleißig am Aufbau tätigen Leute, ob sie vielleicht wüssten, ob bzw. wo hier ein weiterer Eingang oder eine Einfahrt zum Schlossbereich sei.
  • Eine kurze Beratung untereinander erfolgte und ich wurde zum Eingang des Schlossparkes gewiesen.
  • Dankend für die Mühe und Zeit tuckerte ich also rund um das 28 Hektar fassende, weitläufig umzäunte Areal.
  • Am Eingang zum Schlosspark angelangt stellte ich fest, dass man von dort aus nur zu Fuß an das Schloss gelangen kann.
  • Ehrlich, ich stehe wirklich voll auf Wanderungen, doch nur in passender Kleidung und nicht unbedingt bei Sturm und durch Starkregen.
  • Ich dachte so für mich, tja, um eine Erfahrung reicher bin ich jetzt und alles auf Anfang bitte.
  • Zurück am Wintermarktaufbaugeschehen beschloss ich mir im Umkreis einen Stellplatz für meinen Peugeot auf dem Festparkplatz zu suchen und der Sache zu Bund-Fuß auf den Grund zu gehen.

Da ich nunmehr schon etwa eine Stunde hier erfolglos herumgurkte hatte ich Lust, mir bei einem Kaffee oder Tee in einem kleinen Restaurant, Cafè oder einer Backstube die Flossen aufzuwärmen.
Die Kälte zog mir langsam in die Glieder da ich für diesen Ausflug echt nicht passend gekleidet war, mein Regenschirm zudem dem Wind zum Opfer fiel und inzwischen nur noch eine hässliche Antennenoptik hergab, „Gott sei ihm gnädig“.

  • Drei fröhlich gestimmte ältere Damen kamen schwups um die Ecke ins Gespräch vertieft und niedlich anzuschauen.
  • Die Gelegenheit war günstig, ich sprach sie an und schilderte meine Misslichkeit in der Hoffnung, wenigstens eine Tipp für ein Lokal zum Einkehren zu erhalten.
  • Die Ladys in Mantel mit Hut waren aber so angetan von meiner Geschichte, dass sie mich ins Schlepptau nahmen und wir nun als Vierertruppe zum Wintermarkt bummelten.
  • Unterwegs erzählten sie mir, dass es im Ort kein Restaurant mehr gibt, nur noch einen kleinen Bäcker, welcher auf einen Samstag aber schon zum Mittag schließt. Die früheren Besitzer zweier Wirtshäuser seien schon längst verstorben und niemand zog eben ins Geschäft nach.
  • Als Wahlberlinerin seit 2005 mag man das dann gar nicht glauben und ist immer wieder beeindruckt von der Ruhe und Gemütlichkeit in kleinen Ortschaften, da hat man nichts und braucht auch nichts.
  • Das will ich auch wenn ich mal groß bin!
  • Gesäumt an den Schlossdistrikt ist die Schlossgärtnerei, am Samstag von 08:00 Uhr – 11:00 Uhr geöffnet, so stand es auf dem Schild. Die Damen meinten jedoch, sofern das Tor zum Geschäft geöffnet ist, ist auch geöffnet.
  • Die mutigste Lady schritt voran und wir weiteren drei Grazien mit flottem Schritt ihr nach. Man kennt sich ja im Ort und kann so locker von der Seele reden. Die Verkäuferin sagte zur Dame mit Hut, dass auf jeden Fall ordentlich Betrieb im Schloss sei und sie umgehend dort anrufen würde.
  • Leider hatte ich nämlich keine Telefonnummer vom Schloss-Hotel gespeichert und auch keinen WLAN- und Mobilfunkempfang im irgendwo im Nirgendwo.
  • Die Frauen managten fortan den Plan: „Die Kleine muss ins Schlossgebäude und zwar schnell“. Wir verabschiedeten uns alsbald, da sich die Ladys flugs dem Glühwein und der Geselligkeit anderer Ortsansässigen widmen wollten und meine Wenigkeit stiefelte abermals vor das Schlosstor.
  • Mit dem Auto war zwar kein Durchkommen mehr, doch der Wagen stand sowieso sicher in erreichbarer Entfernung zwischen anderen Pkw-Kumpels.
  • Am Tor angelangt, die Gräfin höchst persönlich stand am Treppenaufgang zum Eingangsbereich des Schlosses und lies die Pforten öffnen.
  • Eine sehr hoch gewachsene beeindruckend elegante Erscheinung. Da passt alles zum Titel, voll cool.
  • Der Empfang war mir jedoch etwas peinlich, da ich so viel Aufwartung gar nicht herbeirufen wollte, genossen habe ich es aber trotzdem.
  • Ich habe einer Gräfin die Hand geben dürfen, die rechte Hand wasche ich mir nie wieder!!!
  • Vom Servicepersonal im Dienstmädchengewand wurde ich durch das Haus geführt, in den Salon, den Wellness- und Saunabereich bis hinauf auf mein Schlafgemach unter dem Dach.
  • Ich fragte sie nach dem Gerücht um die „Frau in Weiß“, von welchem die Damen und die Verkäuferin der Gärtnerei erzählten. Einige Ortsbewohner hätten schon öfter eine Frau in einem weißen Aufputz über das Gelände gehen sehen. So weit ich weiß gibt es keine Nervenheilanstalt oder ähnliche Einrichtung in dieser Gegend, da denkt man gleich ans Spuken. Oder?
  • Mit der daraufhin folgenden Antwort der Angestellten hatte ich allerdings nicht gerechnet, da mein Kommentar eher humorvoll gemeint war.
  • Sie sagte dass es bereits einige vorzeitige Abreisen aus dem Schloss gegeben habe, da so manche Gäste nachts keine Ruhe fanden, nicht schlafen konnten und Angst vor Erscheinungen hatten. Etwas verwirrt von dieser Erzählung lenkte ich das Thema in eine andere Richtung und ließ weiter die wundervolle Architektur auf mich wirken.
  • In dicke Klamotten gehüllt machte ich einem Spaziergang durch den Schlosspark und nochmals über den kleinen putzig gestalteten Wintermarkt, ich besuchte sogar das Chorprogramm in der Kirche und schlenderte im Anschluss auf den Parkplatz, um mein Automobil letztlich doch auf den Schlossparkplatz umzuparken.
  • Mission vollends erfolgreich.
  • Zurück im Schloss ging mir die Geschichte der sogenannten Erscheinungen nicht aus dem Kopf.
  • Die Dunkelheit zog ein und der nasskalte Tag stecke mir tief in den Knochen. Ich setzte mich mit dem Netbook in einen geräumigen Salon der ersten Etage und bearbeitete die schon gemachten Fotos ein wenig.
  • Komisch fand ich nur, dass mir irgendwie nicht warm werden wollte, trotz hochgedrehter Heizungen, das überall stark gedimmte Licht und der Mix aus den Gegenständen längst vergangner Tage steigerten das schleichende Gefühl ein wenig. Dem Bedürfnis nach einem heißen Bad konnte ich nun nicht mehr nachgeben und ich beschloss, wieder zurück auf mein Zimmer zu gehen, um gemütlich in der mit warmen Wasser randvoll gefüllten Badewanne zu versinken.
  • Obwohl der Anfang meiner Reise beschwerlich war, durch Stau, schlimme Witterung und der Einfahrtswegfindung, das was ich nun geboten bekam übertrifft all meine Erwartungen.
  • Das Anwesen, der Schlosspark, die kleine Kapelle am Schlossgebäude mit zusätzlichem separaten Zugang vom Salon aus, das Personal und die Hingabe mit Leidenschaft zum Inneren aller sich mir zu beschauenden Räumlichkeiten sind ein prachtvoller Schmaus für die Augen.
  • Ich habe meine neue Nummer eins nach nunmehr kanpp 40 Schlössern gefunden und würde hier am liebsten gleich einziehen. Dann gründe ich noch eine Katzenpension mit Tierheim im Park an der Gärtnerei, Platz genug ist doch, … ach ja.
  • Na träumen darf man wohl!
  • Und wenn ihr Lust zum Träumen und zum Genießen habt, dann schaut Euch nun mein kleines Fototagebuch an, denn Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte.
  • Hinfahren und selbst im „Schloss Gaußig“ zu Gast sein wäre zudem ein Tipp von mir, ich trete bestimmt nochmals diesen Ausflug an, vielleicht im Sommer, mal abwarten.
  • Mit den besten Wünschen für das Wochenende verabschiede ich mich nun aus dem Blog.
  • Ich drücke Euch fest mit einem Schmatzer, Eure Jana B und Fuß and the cats.

 

2 Antworten auf „Schloss Gaußig”

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